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Machs wie Clara

Wie der Arbeiter vom Kapitalisten unterjocht wird, so die Frau vom Manne; und sie wird unterjocht bleiben, solange sie nicht wirtschaftlich unabhängig dasteht. Die unerlässliche Bedingung für diese ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit ist die Arbeit.

Clara Zetkin
Clara Zetkin (1857-1933) gilt bis heute als eine der bedeutendsten Kämpferinnen für die Rechte der Frauen. Als Politikerin, Publizistin und leidenschaftliche Rednerin prägte sie die internationale und nationale proletarische Frauenbewegung.

Biographie und politisches Wirken
1857 wird sie als Clara Eißner im sächsischen Wiederau in eine gutbürgerliche Familie geboren. Um ihren Kindern eine bessere Ausbildung zu ermöglichen, zieht die Familie 1872 nach Leipzig.
Durch die guten Beziehungen der Eltern zu Louise Otto-Peters und Auguste Schmidt, beides Pionierinnen der frühen bürgerlichen Frauenbewegung in Deutschland, wird Clara der Besuch des von Auguste Schmidt geleiteten Lehrerinnenseminar ermöglicht. Dies stellte zu der damaligen Zeit die einzige standesgemäße Berufsausbildung für bürgerliche Mädchen dar. Durch die Verbindung zu Auguste Schmidt kommt sie erstmals mit der bürgerlichen Frauenbewegung in Berührung.
Zu diesem Zeitpunkt ist Leipzig ein wichtiges Zentrum der Arbeiterbewegung, weshalb Clara auch mit sozialistischen Ideen in Kontakt kommt. So diskutiert sie unter anderem in einem russischen Studentenzirkel über gesellschaftliche Ungleichheiten. Sie lernt dabei Ossip Zetkin kennen, einen russischen Sozialdemokraten. Sie selbst tritt 1878 in die Sozialistische Arbeiter Partei (SAP), ein Vorläufer der späteren Sozialdemokratischen Partei Deutschland (SPD), ein. Zu diesem Zeitpunkt ist die sozialdemokratische Bewegung in ihrem Selbstverständnis revolutionär und sozialistisch aufgestellt. Das gesellschaftliche Leben ist geprägt von Bismarcks Herrschaft und einer ungeheuren Repressionswelle gegen Sozialisten und Sozialistinnen. So verwehrte ihr das 1878 erlassene Sozialistengesetz (blieb bis 1890 bestehen), als Parteimitglied der SAP die Tätigkeit im Schuldienst. Aus diesem Grund arbeitet sie in den folgenden Jahren als Hauslehrerin in Österreich und der Schweiz. Ihr politisches Engagement führt zudem zu einem persönlichen Bruch mit ihrer früheren Mentorin Auguste Schmidt und ihrer Familie.
In der Schweiz trifft sie erneut auf Zetkin. Diesem folgt sie 1882 ins Pariser Exil. Paris galt damals als Zentrum der internationalen sozialistischen Bewegung, wodurch sie dort sowohl mit der französischen als auch der russischen Arbeiter*innenklasse in Kontakt kommt. Zudem treibt sie ihr Selbststudium mit den Werken von Marx und Engels voran. In Paris nimmt Clara Eißner den Namen Zetkins an, wenngleich sie ihn nicht heiratete. In den folgenden Jahren bekommen sie gemeinsam zwei Kinder.
Nach dem Tod von Ossip Zetkin 1889 verstärkte Clara ihre sozialistische Arbeit und knüpfte verschiedene Kontakte zur internationalen Arbeiterbewegung. Zudem beginnt sie sich mit verschiedenen Aspekten der „Frauenfrage“ zu beschäftigen.
Auf dem Gründungskongress der Zweiten Internationalen 1889 in Paris vertrat Zetkin erstmals vor einer größeren Öffentlichkeit ihre Ansätze zur Frauenfrage. Diese bildeten die Grundlage der Frauenemanzipationstheorie der Partei und trugen wesentlich zur Einbeziehung der Frau in die sozialistische Bewegung bei.
Nach der Aufhebung der Sozialistengesetze kehrt sie 1890 mit ihren zwei Kindern nach Deutschland zurück. 1892 übernahm Zetkin die Leitung der Zeitschrift „Die Gleichheit“, welche sich zu einem bedeutenden publizistischen Instrument der Arbeiterinnenbewegung entwickelte.
Zetkin selbst wurde zur Leitfigur der internationalen proletarischen Frauenbewegung. So wurde sie 1907 auf der, von ihr selbst maßgeblich organisierten, Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz zur Leiterin des neuen Internationalen Frauensekretariats bestimmt. Drei Jahre später initiiert sie auf der Zweiten . Internationalen Frauenkonferenz in Kopenhagen den „Internationalen Frauentag”, welcher 1911 unter dem Motto „Heraus mit dem Frauenwahlrecht!“ erstmals stattfand. Bis heute hat dieser Kampftag für Gleichberechtigung, Demokratie, Frieden und Sozialismus nicht an Bedeutung verloren.
Von 1909 bis 1917 ist Zetkin innerhalb der SPD als Mitglied der Kontrollkommission ein Teil des Parteivorstandes. Dabei zählte sie zu dem revolutionären linken Flügel der Partei. Ihre Kritik an dem reformistischen Standpunkt der Sozialdemokratie ist, dass diese die bürgerliche Gesellschaft von innen reformiere und somit erhalte.
Ihre Forderungen setzte sie immer wieder auch gegen männliche Genossen aus den eigenen Reihen durch. Nach Beginn des Ersten Weltkrieges wiedersetzt sie sich der Mehrheitsentscheidung der Partei zur Bewilligung der Kriegskredite und lehnt die Politik des „Burgfriedens“ entschieden ab.
Im März 1915 beruft sie eine Internationale sozialistische Frauenkonferenz in Bern ein. Nachdem sie Flugblätter mit den Forderungen der Frauenkonferenz zu der Beendigung des Krieges verteilen lässt, wird sie wegen Landesverrat inhaftiert. Aufgrund verschiedener Proteste wird sie nach vier Monaten aus der Haft entlassen.
Die Kriegsfrage vertiefte die Spaltung der damaligen deutschen Sozialdemokratie. Die Gruppe der revolutionären Linken um Liebknecht und Luxemburg gründeten zunächst den Spartakusbund und 1917 dann die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD). Als enge Freundin Rosa Luxemburgs gehörte Zetkin dieser Gruppe an.
In der folgenden Zeit entwickelte sich Zetkin zur führenden kommunistischen Frauenrechtlerin.
1919 gehörte Zetkin zu den ersten Frauen, die als Abgeordnete in deutsche Parlamente einziehen konnten. Am 28.Januar 1919 hielt sie als Mitglied in der Verfassungsgebenden Landesversammlung Württembergs als erste Frau in einem deutschen Parlament eine Rede. Von 1920 bis 1933 gehörte sie dem Deutschen Reichstag an. In all diesen Jahren hat Zetkin eine Vielzahl an Ämtern übernommen, unter anderem leitete sie die Rote Hilfe Deutschland sowie die Internationale Arbeiterhilfe (IAH). Gleichzeitig verbrachte sie regelmäßig kürzere und längere Aufenthalte in der Sowjetunion. Mit Lenin pflegte sie eine enge Freundschaft.
1932, hielt sie im Alter von 75 Jahren auf dem vorletzten demokratischen Reichstag, in dem erstmals die NSDAP die stärkste Partei war, eine Rede. Sie warnt vor den Gefahren des Nationalsozialismus und fordert den Zusammenschluss aller demokratischen Kräfte.
Am 20. Juni 1933 stirbt Clara Zetkin in der Nähe von Moskau.
Positionen und Forderungen
Zetkins politische Arbeit und Theorien sind von der grundlegenden Fragestellung geprägt, wie die Emanzipation der Frau mit der Befreiung des Proletariats von den Zwängen des Kapitalismus verbunden ist.
Dabei grenzt Zetkin sich klar von den Forderungen der damaligen bürgerlichen Frauenbewegung ab. Zwar könne die Lebens- und Arbeitssituation der Arbeiter*innen durch Reformen verbessert werden, um eine langfristige und grundsätzliche Verbesserung zu schaffen, brauche es allerdings den Bruch mit dem Kapitalismus. Für Zetkin ist klar, dass die wahre Befreiung der Frau nur durch und mit der Befreiung des Proletariats einhergehen kann. Den Weg dorthin sieht sie im Aufbau einer revolutionären Bewegung für den Sozialismus. Die Revolution soll die soziale Grundlage für die Entwicklung einer besseren/gerechteren Gesellschaft sein. Hierfür sieht sie die Notwendigkeit einer Revolution.
Als konsequente Antimilitarisin setzte sie sich gegen den Ersten Weltkrieg und später gegen den aufkeimenden Faschismus ein. In diesen Kämpfen vertrat sie die Strategie einer proletarischen Einheitsfront .Am 30. August eröffnete sie als Alterspräsidentin den letzten vor der Machtübernahme der Nazis neugewählten Reichstag, bei welchem Hermann Göring bereits Reichstagspräsident und die Nazis stärkste Fraktion waren. Schwer krank und fast blind äußerte sie die Hoffnung „trotz meiner jetzigen Invalidität das Glück zu erleben, als Alterspräsidentin den ersten Rätekongress Sowjetdeutschlands zu eröffnen“ und plädierte eindringlich für die Einheitsfront gegen den drohenden Faschismus. Diese sollte jedoch ohne programmatische Zugeständnisse an die Bündnispartner auskommen, da dem Faschismus nur der Nährboden entzogen werden könne, wenn der Bevölkerung ein Weg in eine befreite Gesellschaft gezeigt werde, also eine wirkliche Lösung für die Probleme und Krisen der Menschen im bestehenden System.
Für die Revolution sollten Arbeiterinnen und Arbeiter gleichberechtigt kämpfen. Immer wieder plädierte sie auch innerhalb ihrer Partei dafür, die “Frauenfrage” nicht als unwesentlich abzutun, sondern das Bewusstsein zu schaffen, dass der Kampf um die Befreiung der Frau besonderen Einsatz erfordert. Neben der Verkürzung der Arbeitszeit forderte sie gleichen Lohn für gleiche Arbeit, Tarifregelungen, Verbot von gesundheitsschädlichen Produktionsweisen und die Einführung von Mutterschutz und richtet außerdem den Blick auf die Sorge- und Hausarbeit, welche damals wie heute typischerweise von Frauen geleistet wird. Da ihnen durch diese doppelte Ausbeutung die wirtschaftliche Unabhängigkeit erschwert wird, soll sie gerecht aufgeteilt und entlohnt werden. 1844 analysierte sie in die „Heilige Familie“ die Lebensbedingungen zweier Pariser Frauen in den 1840ern. Sie übt darin scharfe Kritik an der Unterdrückung der Frau in der kapitalistischen Gesellschaft.
Ebenso war sie der Meinung, Geschlechterrollen seien sozialisationsbedingt anerzogen, und sprach sich deshalb für gemischten Unterricht und zugängliche Bildung für alle aus.
Weiterhin forderte sie das weibliche Recht auf Selbstbestimmung, das Recht auf Abtreibung sowie die verbesserte staatliche Unterstützung für alleinstehende Mütter.
Maßgeblich prägte sie die Schriften der proletarischen Frauenbewegung. Nicht die „Soziale Reaktion“, sondern die „Soziale Revolution“ erkennt Clara Zetkin als zentrales Ziel im Kampf gegen Kapitalismus und Unterdrückung der Frau an.
Schlusswort
Clara Zetkin dient bis heute als bedeutendes Vorbild für die konsequente Verbindung des Kampfes gegen den Kapitalismus und die doppelte Ausbeutung der Frau. Entschieden stellte sie sich bis zu ihrem Tod gegen Krieg, Faschismus und Nationalismus. Ihr verdanken wir den Internationalen Frauenkampftag und bis heute hat ihr kämpferisches Vermächtnis nicht an Bedeutung verloren

Quellen:
https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/akteurinnen/clara-zetkin
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/innenpolitik/die-proletarische-frauenbewegung.html
https://www.evg-online.org/geschichte/unterseiten-geschichte/clara-zetkin-friedensaktivistin-und-kaempferin-fuer-die-rechte-der-frauen/

Weiterführende Literatur:
-„Clara Zetkin: Eine Rote Kommunistin“ (Lou Zucker)
-„Das Frauenwahlrecht“ (Clara Zetkin)